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In den Türmen der vier Rüppurrer Kirchen hängen zusammen zwölf Glocken: in der evangelischen Auferstehungskirche (Lange Straße 28) und der katholischen Christkönigskirche (Tulpenstraße 2) jeweils vier, in der Kapelle des Diakonissenkrankenhauses (Diakonissenstraße 28) drei Glocken sowie in der St. Nikolauskirche (Rastatter Straße) eine Glocke.

Alle diese Glocken sind in Betrieb, d.h. sie kommen mit ihrem Geläut den ihnen zugewiesenen Aufgaben in aller Regel täglich nach. Vor ihnen gab es in Rüppurr schon seit Jahrhunderten Glocken. Sie sind mit Ausnahme der Edel-Glocke längst verschwunden.

Im Turm der St. Nikolauskirche hingen bis 1915 zwei Glocken, die für Rüstungszwecke beschlagnahmt worden waren. Heute ist noch die von dem Villinger Glockengießer Benjamin Grüninger im Jahr 1866 geschaffene Glocke vorhanden. Sie trägt die Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe“ und erklingt erst seit dem zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wieder regelmäßig zur Mittagszeit.

Vier in Bochum gegossene Gusssstahlglocken hängen heute im Turm der 1908 erbauten Auferstehungskirche. 1922 ersetzten sie die ursprünglichen von der Karlsruher Gießerei Gebrüder Bachert gegossenen Bronzeglocken von 1908, von denen drei im Ersten Weltkrieg 1917 zu Rüstungszwecken entfernt und eingeschmolzen worden waren. Zur Mitfinanzierung des neuen Geläuts von 1922 wurde die verbliebene, zweitgrößte Bronzeglocke des Geläuts, nach Berghausen verkauft.

Das Glockengeläute der 1936 geweihten Christkönigskirche bestand aus vier von der Firma Franz Schilling und Söhne aus Apolda (Thüringen) gegossenen Bronzeglocken. Drei Glocken wurden 1942 für Rüstungszwecke abgeholt und eingeschmolzen. Lediglich die kleine Nikolausglocke blieb zurück. Zu dieser bronzenen „Ave-Glocke“ kamen 1951 drei neue Gussstahlglocken des Bochumer Vereins hinzu.

Die Kapelle des Diakonissenkrankenhauses verfügt seit 1957 über drei Bronzeglocken, hergestellt von der Gießerei Bachert in Karlsruhe. Ihre Stimmung g, e und c entspricht den im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgehängten Bronzeglocken von 1933.

Im Jahr 1947 war zunächst eine Stahlglocke gestiftet worden, die aber bei der Erneuerung 1957 entfernt wurde.

Die Edel-Glocke

Im 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert läuteten Glocken im Turm der St. Nikolauskirche und im Turm des Rüppurrer Rathauses (Lange- Ecke Allmendstraße). Sie hatten sakrale und weltliche Aufgaben. Ihre „Lebensgeschichten“ waren oft von kriegerischen Ereignissen gekennzeichnet: Viele Glocken wurden von den Türmen geholt, gestohlen oder zerschlagen. Nach einem Bericht sollen die Bürger in einem Fall die Glocke zur Sicherheit abgehängt, vergraben, dadurch gerettet und nach dem Krieg wieder in den Turm verbracht haben.

Eine eigene Geschichte hat die sog. bronzene Edel-Glocke. Sie wurde im Jahr 1788 von dem bedeutenden Straßburger Glockengießer Matthäus Edel (von dem die Glocke ihren Namen trägt) geschaffen. Sie zeigt Christus am Kreuz, flankiert von Maria und Johannes.

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Sehr wahrscheinlich hing diese Glocke als eine von zwei Glocken im Turm des Rüppurrer Rathauses und diente als Betglocke. Ob es sich bei der ersteren um die oben genannte, zeitweise vergrabenen Glocke handelt, lässt sich nur vermuten. Belegt ist, dass die „Edel-Glocke“ während des Ersten Weltkriegs für Rüstungszwecke beschlagnahmt und vom Rathausturm genommen wurde. Sie wurde jedoch nicht eingeschmolzen. Vielmehr tauchte sie 1917/18 im Deutschen Glockenatlas auf, wo sie als Glocke aus der Gießerei von Markus Edel identifiziert wird.

Heute befindet sich die Edel-Glocke im Badischen Landesmuseum Karlsruhe.